Sascha Bauer, 36
Architekt

Offene Experimentierfelder
Die Gesellschaft der Zukunft braucht viel mehr Miteinander. Meist werden Standpunkte verteidigt und Wünsche abgegrenzt. Für das Miteinander sollte viel mehr Geld investiert werden – sowohl vor Ort als auch innerhalb der Verwaltungseinheiten. Wir sollten offen zugängliche Räume in der Stadt haben, die zu komplexen Diskussionsräumen werden. Es sollten schwellenarme, barrierefreie Räume sein, auf unversiegelten Flächen oder einfach Asphaltflächen, auf denen man Spiele machen oder skaten kann. Wir brauchen definierte Räume, die undefiniert sind, offene Exprimentierfelder, für die man nicht seitenweise Anträge ausfüllen muss.
Mit dem Blick auf die Welt wird Kooperation immer wichtiger. Die Erkenntnis ist, dass es nur gemeinsam geht, und nicht jemand von außen kommt und die Dinge vordefiniert.

Für die Stadt der Zukunft sehe ich ganz generell interpretationsoffene Räume, Straßenräume, die fexibel gestaltbar sind und auch für andere Formen der Bewegung anpassbar sind. Es würde viel besser funktionieren, wenn die Mobilitätsformen nicht ideologisiert sind, ansonsten entstehen sehr leicht wieder Abgrenzungen. Das Prinzip der Shared Spaces funktioniert gut, wenn es – auch von Auswärtigen – verstanden wird.

Dem entmündigten Bürger muss mehr Gewicht gegeben werden, damit jeder und jede die Stadt gestalten kann. Dazu sind die Hürden noch zu groß, sowohl die räumlichen als auch die verwaltungstechnischen. Daran scheitern zu viele zivilgesellschaftliche Akteure.

Daher sollte vor allem jungen Leuten die Möglichkeiten der Gesellschaft an die Hand gegeben werden, und sie sollten unterstützt werden, damit sie handlungsfähig sind.

Auf der politischen Ebene sollten die Softskills der Politiker wieder zum Vorbild werden. Es fängt mit dem gegenseitigen Respekt der Parteien untereinander an. Ihr Auftrag ist, für eine zukunftsfähige Zukunft zu sorgen. Dafür wurden sie schon vor der Wahl bezahlt und sollten sich nach der Wahl sofort an die Arbeit machen, nicht erst nach langwierigen Sondierungsphasen.

Für mich selbst – aber auch für andere – wünsche ich mir, dass die Arbeitszeit und die Zeit für die Familie in Balance kommen. Ich möchte in meiner Arbeitszeit Dinge machen, die der Gesellschaft nützen, mit denen ich mich identifizieren kann. Ich möchte mit Dingen experimentieren, von denen ich das Endergebnis nicht kenne, und ohne Zielvorstellung arbeiten. Nur so entwickeln sich neue und zukunftsfähige Lösungen.

Jeder Mensch sollte Zeit haben, sich aus seiner Alltagsblase heraus mit etwas anderem zu beschäftigen. Nur durch diesen Tapetenwechsel kann einem bewusst werden, wie es einem selbst geht und in welchen Zusammenhängen andere Menschen stehen und handeln. Diese Erkenntnis ist die Grundlage für ein gemeinschaftliches Miteinander für Veränderung.